"Die Zeichnung zeichnet den Körper, die Idee, die Zeit des Zeichnenden (selbst) auf, ohne notwendigerweise von diesem selbst als Person Mitteilung zu machen"
Dieses aus dem Zusammenhang gerissene Zitat aus einem Aufsatz "Zur Zeichnung" von Klaus Hiltenkamp (Katalog; H.-P. Trampert Kunstverein Region Heinsberg,1994) markiert einen wesentlichen Aspekt der Arbeit von Hans-Peter Trampert. "Die Zeit des Zeichnenden" ist die, die sich Trampert täglich nimmt um die Perspektiven des Tages zu klären, sich zu erfahren und Ideen zu markieren. Dadurch macht der Künstler aber hier durchaus und gerade von sich "selbst als Person Mitteilung".
Der Akt des Zeichnens selbst richtet sich von der Person nach außen. Es entstehen Strukturen, die hier zwar aus plötzlichem Impuls entstehen können, aber keinesfalls beliebig ausfallen und in einen Gesamtzusammenhang gehören.
Trampert schöpft aus einer schier unbegrenzten Fülle von Ideen und Variationen. Seine Arbeit ist trotzdem von einer sein gesamtes Werk kennzeichnenden Prägnanz. Was er in der Linie findet, wird im Vexierspiel gleich wieder in Frage gestellt. Man spürt die von ihm sich selbst gestellte Herausforderung einer
ständigen Fortsetzung. Der zeichnerische Vorgang selbst wird hier existenziell. Der Betrachter vollzieht diesen nach und empfindet sich auch selbst.
Zeichnung ist hier nicht nur Linie, Struktur, Bewegung in der Fläche und räumliche Illusion. Der Vorgang des Schneidens und Wendens findet "innerhalb" statt, in der gezeichneten Form selbst und als reale Schnitte mit dem Skalpell in das Papier. Hieraus entsteht die Möglichkeit des Klappens und Drehens. Sparsam eingesetzte Farbigkeit des Materials, aber auch starke Kontraste von Vorder- und Rückseite der Blätter wechseln und ergänzen sich. Die aufgeklappte Verletzung des Blattes lässt reale Plastizitäten entstehen und verlangt teilweise nach kastenförmigen Räumen. Da gibt es abstrakte Zeichnungen in kräftigen Linien mit dem Filzschreiber gezogen als kleinformatige "Notizen", anderseits großformatige Blätter, die als zeichnerische Performance zu Musik entstehen, bzw. sich zu großen Wand und Raum füllenden Installationen zusammenfinden.
Daneben existiert in umfangreichen Büchern und großen Heftfolgen ein ganz anderes Werk:- zarte Blätter als farbige oder s/w. Tintenzeichnungen von phantastischem, surrealen Charakter in denen sich Zeichnung und eingeschriebener Titel ergänzen, die an
Zeichnungen Klees oder die Collagebücher Max Ernsts denken lassen. Gehalte sind : die drängende Frage nach
der Wirklichkeit, die Hinterfragung der Existenz des Menschen, - der Illusion der Abbildhaftigkeit, - das Werden und das Vergehen.
Die Liebe zum Meer erscheint in seinen Arbeiten in archaischer Form, auch als Zeichnungen im Sand, (als Fotoarbeiten), und in seinen teilweise gestempelten palindromartigen, geheimnisvollen "Inschriften" auf Zeichnungen, Briefen und Grafiken. EESDRON.
Das Kunstwort "Eesdron" äußert nicht nur diese Sehnsucht nach dem Meer: - Persönliche Erfahrungen mit der Seefahrt bzw. im Bergbau und auf weiten Reisen haben den Künstler die Freiheit der künstlerischen Selbstbehauptung im Schaffensvorgang suchen, finden und erkennen lassen.
Diesen Erkenntnisweg kann der Betrachter als Apell auch für sich selbst vollziehen, wenn er sich auf die Arbeiten Tramperts einlässt.
Karl-Heinz Heming